Römische Mythologie
Die Gallier in Rom |
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Mars und Neptun wachen
über dem
ewigen Rom
(Mars und Neptun, Paolo Veronese)
Einst kamen Abgesandte aus Clusium nach Rom und baten um Hilfe gegen den
Ansturm der Gallier aus dem Norden. Eine Gesandtschaft wurde sogleich zu
Brennus, dem König der Gallier geschickt. Doch die Römer traten hochmütig
gegenüber Brennus auf und stachelten so seinen Zorn gegen das römische Volk
an. Und schon rüsteten die Gallier zum Krieg gegen die Stadt am Tiber. Die
Römer schätzten die Gallier gering ein und waren daher sehr nachlässig bei
der Aufstellung der Truppen. Dafür sollten sie schwer büßen. An der
Allia, kaum zehn Meilen vor Rom entfernt, prallten die beiden Heere
aufeinander. Furchterregend war der Anblick der gallischen Krieger, die mit
flatternden Haaren ungestüm die Römer niederrannten. Schon bald geriet die
Schlachtordnung der Römer ins Wanken und es setzte eine heillose Flucht ein.
Nur tausend Männer konnten sich unter der Führung von Markus Manlius in das
Kapitol, dem Burgberg von Rom, retten. Da sie zu wenige waren, um die Stadt
zu verteidigen, floh die Bevölkerung und suchte Schutz bei den
Nachbarvölkern. So zogen die Gallier plündernd in das leere Rom ein.
Auf dem Marktplatz trafen sie auf die Senatoren Roms, die sich ihnen
entgegenstellten. Jeder der alten Würdenträger wurde von den Galliern
niedergemetzelt. Vergeblich versuchte nun Brennus das Kapitol einzunehmen.
Aber keinem der Krieger gelang es, den Mauerrand zu erklimmen. Derweil
schickten die Römer einen Boten zu Camillus, um diesen zum Diktator zu
ernennen und mit der Bitte, so schnell wie möglich Hilfstruppen für Rom
auszuheben. Als der Bote sicher zurückkehrte, entdeckten die Gallier seine
Fußspuren und fanden so einen geheimen Weg zum Kapitol. In der Nacht stieg
eine kleine Truppe leise zur steilen Höhe hinauf, ohne dass ein Posten sie
bemerken konnte. Auf dem Kapitol wurden jedoch zu Ehren der Göttin Juno
Gänse gehalten. Diese spürten das Nahen der Fremden, fingen ängstlich an zu
schnattern und weckten damit den Markus Manlius. Sogleich eilte dieser zur
Burgmauer und stieß den vordersten Gallier in die Tiefe, der die
nachfolgenden mit sich riss. Hunger und Krankheiten setzten beiden
Seiten zu, so dass Brennus zu einem Waffenstillstand bereit war. Gegen die
Zahlung von tausend Pfund Gold würde er die Belagerung gegen Rom aufgeben.
Die Römer akzeptierten die Bedingungen und fingen damit an, ihr Gold zur
Waagschale zu bringen. Da bemerkten die Römer plötzlich, dass die Gallier
falsche Gewichte verwendeten und erhoben Einspruch. Der Gallierkönig Brennus
hatte nur Hohn und Spott für sie übrig. Er griff zu seinem Schwert, warf es
in die Waagschale und rief dabei aus: "Wehe den Besiegten!" Noch
mehr Schande blieb den Römern erspart, denn Camillus traf mit seinem Heer
ein. "Mit Eisen, nicht mit Gold pflegen wir Römer zu bezahlen!", rief er dem
Brennus stolz entgegen. Wütend kämpften die Gallier gegen die Römer, doch
Camillus errang für Rom den Sieg und schlug die Gallier blutig in die
Flucht. Voller Dankbarkeit bezeichnete ihn das Volk als zweiten Romulus.
Nun stand dem Wachsen Roms nichts mehr im Wege und bald sollte sich ihr
Schicksal als Beherrscherin der Welt erfüllen.
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