Römische Mythologie
Romulus und Remus |
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Die Söhne der Rhea Silvia

Romulus und Remus werden von
einer Wölfin gesäugt
(Illustration von Paul Woodroffe, 1920)
Aeneas Sohn Ascanius (auch Iulus genannt) war der Ahnherr der
Erbmonarchie, deren Könige nach seinem Sohn alle den Beinamen Silvius
trugen. Proca hieß der elfte König dieser Dynastie. Dieser hatte zwei
Söhne: Numitor und Amulius. Die beiden Brüder hatten einen sehr
unterschiedlichen Charakter. Numitor war sanft und gutmütig, während sein
Bruder ein unbeherrschtes und aufbrausendes Wesen besaß. Aus Herrschsucht
stürzte er seinen Bruder vom Thron und verbannte ihn. Numitors einzigen
Sohn ließ er hinterrücks auf der Jagd töten, um sich den Thron zu sichern.
Seine Nichte Rhea Silvia machte er zur Priesterin der Vesta, die durch
strenges Gelübde zur Jungfräulichkeit gezwungen waren. So wollte er
verhindern, dass männliche Nachkommen seine Herrschaft streitig machen
könnten. In einem Heiligen Hain traf Rhea Silvia auf den Gott
Mars, der sie zu seiner Gemahlin wählte und zur Mutter von Zwillingen
machte. Amulius war außer sich vor Zorn, als er von der Geburt der
Zwillinge Romulus und Remus erfuhr. Sofort befahl er, die beiden im Tiber
zu ertränken. Doch die Diener führten seinen Auftrag nachlässig aus.
Anstatt sie zu töten, setzten sie diese in einem Korb auf dem Fluss aus.
Schließlich trieb der Korb unter einem alten Feigenbaum ans Ufer. Dort
jammerten die Knaben vor Hunger und Angst. Eine Wölfin, die ihren Durst am
Fluss löschen wollte, hörte das klägliche Rufen der Kinder. Sie nahm sich
der ausgesetzten Knaben an und säugte sie. Eines Tages kam der
Hirte Faustulus auf der Suche nach seinen Tieren an der Höhle vorbei und
fand die Kinder. Er hatte Mitleid mit ihnen und nahm sie zu seiner Frau
Larentia mit nach Hause. Unter der liebevollen Sorge ihrer Pflegeeltern
wuchsen sie zu kräftigen und stattlichen Jünglingen heran. Zu der Zeit
wurden die Hirten von Straßenräubern geplagt, die ihr Vieh stahlen. Die
Brüder scharrten treue Gesellen um sich und nahmen den frechen Räubern die
Beute wieder ab. Rachsüchtig wählten die Diebe das alljährliche Fest der
Luperkalien aus, um einen Hinterhalt zu legen. Heftig wehrten sich die
beiden Brüder, doch es gelang den Räubern, Remus gefangen zu nehmen. Sie
brachten ihn zu Numitor. Denn es waren seine Diener, die für diese
schändlichen Überfälle verantwortlich waren. Um von sich abzulenken,
wollten sie Remus als angeblichen Räuber hinstellen und hinrichten lassen.
Erstaunt starrte der einstige König auf die anmutige Gestalt von Remus,
die ihm so vertraut vorkam. Als Faustulus und Romulus in den Palast
eindrangen und der Hirte erzählte, unter welchen seltsamen Umständen er
die Zwillinge gefunden hatte, war dem König sofort alles klar. Glücklich
schloss er seine Enkel in die Arme. Zusammen mit allen treuen Hirten
überfielen sie den Königspalast und töteten den Thronräuber Amulius. So
wurde Numitor als rechtmäßiger Herrscher wiedereingesetzt und er regierte
von Alba Longa aus weise das Land.
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