Halloween

Es ist Oktober. Der Sommer (so es denn einer war…) ist
vorbei, geht langsam in den Herbst über. Und mit der Nacht vom 31. Oktober auf
den 1. November naht auch jenes Fest, dessen Tradition nun auch von Amerika auf
unseren Kontinent überzuschwappen beginnt: Halloween. Doch was ist das
eigentlich: Halloween? Warum feiert man dieses Fest, und wieso gerade auf diese
Weise? Ist es vielleicht nur eine Art vorgezogener Karneval (die Antwort schon
mal vorweg: nein, mit Karneval hat dieses Fest nichts zu tun, bestenfalls noch
in den allerfrühesten Wurzeln…)? Diese und ähnliche Fragen beschäftigen
zunehmend die ratlosen Gemüter derer, die nun in unserem Kulturkreis zunehmend
mit dem Phänomen Halloween Bekanntschaft machen. Ich will versuchen, wenigstens
in Ansätzen ein wenig Licht in das Dunkel zu bringen…
Das heutige Fest Halloween war ursprünglich das Keltische
Fest Samhain (man frage mich nicht nach der Aussprache, die ist je nach Region
völlig unterschiedlich).
Samhain ist das Fest, dass bei den Kelten die Sommerhälfte
des Jahres von der Winterhälfte trennte; sie hatten nur zwei Jahreszeiten und
unterteilten das Jahr ansonsten - anders als wir -in dreizehn Mondmonate. Diese
unterschiedliche Monatseinteilung bedingt aber auch, dass Samhain in unserem
Kalender eigentlich gar kein fixer Feiertag sein dürfte, denn eigentlich wurde
es gefeiert, wenn die Sonne fünfzehn Grad im Skorpion erreichte, also
normalerweise irgendwann in der ersten Novemberwoche. Die christlichen Feiertage
Allerheiligen, Allerseelen und Sankt Martin fallen übrigens nicht von ungefähr
ebenfalls in diesen Zeitraum! Da Samhain als Gegenstück zum Frühjahresfest
Beltane sich bei den Menschen der Alten Religionen einfach nicht ausrotten ließ,
verbot man die Feiern einfach nicht, sondern „übertünchte" sie mit christlichem
Gedankengut, machte Zugeständnisse, um leichter missionieren zu können.
Samhain ist nämlich auch inhaltlich diesen christlichen
Festen verwandt. Es ist das Fest der Dritten Ernte (und alles, was danach noch
auf den Feldern steht, ist tabu!) und damit auch ein Fest des noch vorhandenen
Überflusses vor dem langen, dunklen Winter. Das vorhergehende Jahr mit seinen
Ereignissen wird reflektiert, Pläne für das nächste Jahr entworfen, innere wie
äußere Dinge werden in Ordnung gebracht, damit dann im Winter alles zur Ruhe
kommen kann, um erst im Frühjahr wieder zu keimen und aufzuleben.
Und dabei wird nicht nur an die materiellen Dinge gedacht.
Samhain ist neben allem anderen auch (und das ist wohl die bekannteste
Komponente) ein Fest der Toten. An diesem Tag, in dieser Nacht sind nämlich die
Schleier zwischen den Welten besonders dünn, können Geister und Wesen der
Anderswelt ungehindert in diese unsere Welt eindringen (und umgekehrt, deshalb
ist es auch nicht sonderlich ratsam, nach Einbruch der Dunkelheit noch draußen
unterwegs zu sein, könnte man doch sonst in die Anderswelt entführt werden). Und
so wird an jedem Tisch ein Stuhl vor einem gedeckten Platz freigelassen, die
Ahnen zu bewirten, werden Äpfel (als Herbstfrucht) an Wegesrändern vergraben,
werden Speisen als Opfer im Feuer verbrannt, um die Geister zu bewirten und auch
die Ruhelosen gnädig zu stimmen. Und es werden die Fenster mit Kerzen
geschmückt, ein Licht in die Dunkelheit zu werfen -real und übertragen. Damit
die Kerzen nicht vom Wind gelöscht werden, werden sie draußen in ausgehöhlte
Rüben und Kürbisse gesteckt - so entstanden dann sowohl die typischen
Halloween-Kürbisse, als auch Geschichten um Gestalten wie Jack o´Lantern. Und es
wurden weiße Laken als „Geister" Kostüme übergeworfen und Masken (möglichst
schaurig) übergestülpt, um die bösen Naturgeister fernzuhalten, zu vertreiben,
oder zumindest zu täuschen, damit sie einen in Ruhe ließen, nicht entführten und
auch sonst möglichst keinen Schaden anrichteten.

Und für Hexen, als Vertreterinnen der Alten Naturreligion(en)
ist Samhain somit eines der höchsten Feste. Was natürlich durch den Umstand,
dass Wahrsagen, etc. durch den verdünnten Schleier zwischen den Welten an diesem
Tag besonders gut möglich war/ist und (böse) Zauber (aber nicht nur) daher auch
Hochkonjunktur haben, noch verstärkt wird...
Und somit ist es eben auch Tradition, dass zu Samhain/Halloween
junge Mädchen mit verschiedenen „magischen" Methoden versuchen, zu erfahren, wer
ihr Liebster sein wird, dass allgemein versucht wird, etwas über Glück oder
Unglück einer Person im kommenden Jahr in Erfahrung zu bringen. Ein großes Fest,
ein wenig Spaß, ein wenig Besinnung auf Vergangenheit und Zukunft für ein
naturverbundenes Volk, dass sich einem langen, dunklen, kalten Winter
gegenübersieht- bis die Sonne des neuen Frühjahrs die frosterstarrte Erde und
die Menschen mit ihr mit neuer Hoffnung wieder auferstehen lässt…