Römische Mythologie
Romulus und Remus |
 |
Die Gründung Roms

(Das Kolosseums in Rom, Lipot Kerpel, 1846)
Die Stadt Alba Longa und das Land Lavinium erblühten unter der weisen
Herrschaft des Königs Numitor. Bald schon herrschte ein Überschuss an
Menschen. Da beschlossen Romulus und Remus an der Stelle, wo sie von der
Wölfin so wunderbar gerettet worden waren, eine neue Stadt zu bauen. Sie
sollte größer als Alba Longa und zum Nabel der Welt werden. Doch
wer von beiden sollte über die neue Stadt herrschen? Da sie Zwillinge
waren, gab es bei ihnen nicht das Recht des Erstgeborenen. Daher wandten
sie sich an die Götter. Ein Orakel des Vogelfluges sollte die Entscheidung
treffen, welcher der Brüder herrschen sollte. Remus bezog auf der Höhe des
Aventius Stellung und Romulus auf dem Palantinus. Bald schon sandten die
Götter ihr Zeichen. Zuerst erschienen dem Remus sechs Geier. Sofort
schickte er Boten zu seinem Bruder, die ihm dies berichten sollten. Dann
jedoch zeigten sich dem Romulus zwölf Geier. Es entbrannte ein Streit
darüber, ob nun die Anzahl oder die Zeit den Ausschlag geben sollte.
Romulus war davon überzeugt, dass es ihm bestimmt war, über die neue Stadt
zu herrschen. Daher fing er sofort mit dem Bau an. Er steckte den Platz ab
und zeichnete mit einem Pflug den Standort der Mauer. Nur langsam schritt
der Bau der schützenden Gemäuer voran. Remus sprang lachend über die noch
niedrige Mauer, um seinen Bruder zu zeigen, wie wenig er von seinem Werk
hielt. Da wurde Romulus wütend, griff zum Spaten und erschlug damit seinen
Bruder. "Jedem solle in Zukunft das gleiche geschehen", rief er wütend,
"der über meine Mauern springt." Und so wurde er zum alleinigen Herrscher
der neuen Stadt, der er den Namen Roma gab. Aus Reue für seinen
Brudermord und um die Götter wieder friedlich zu stimmen, stellte er einen
zweiten Thron neben dem seinen auf. Dies sollte ein Zeichen dafür sein,
dass er die Herrschaft mit seinem Bruder teilen wolle.
« zurück
|