Griechische Mythologie
Herakles |
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Geburt und Jugend
 Herakles erwürgt
die Schlangen (rotfiguriger Stamnos, 480 v. Chr.)
Zeus verliebte sich einst in die schöne Alkemene, die Gattin des Amphitryons.
In der Nacht nahm er die Gestalt ihres Ehemannes an, der sich zu der Zeit auf
einem Feldzug befand. Und so vereinigte er sich mit ihr. Hera, die Gemahlin des
Zeus, war deswegen rasend vor Eifersucht. Als nun die Geburt von Herakles und
seinem Zwillingsbruder Iphikles anstatt, verkündete Zeus, das nächstgeborene
Kind aus dem Haus des Perseus werde der Herr über Mykene werden. Da verzögerte
Hera die Wehen von Alkmene und so kam zunächst Eurystheus zur Welt, der Sohn
eines Onkels von Amphitryon. Und somit war Herakles, der später geboren wurde,
ihm untertan. Schon als Säugling offenbarten sich die göttlichen Kräfte
des Herakles. Er war gerade mal acht Monate alt, als Hera eines Abends zwei
riesige Schlangen in das Gemach der Kinder schickte. Iphikles weinte vor Angst.
Da ergriff sein Bruder die beiden Schlangen mit seinen kleinen Händen und
drückte ihnen den Hals zu. So stark war sein Griff, dass die Schlangen
erstickten. Der Seher Teiresias, den der erstaunte Vater kommen ließ,
prophezeite dem Kind eine ungewöhnliche Zukunft. Gegen Ungeheuer, Meeresungetüme
und sogar gegen die Giganten würde er siegreich sein. Herakles wurde in
den Künsten des Wagenlenkens, Bogenschießens, Fechtens, im Faustkampf und Ringen
unterrichtet. Auch lernte er Gesang und das Spielen auf der Leier. Er war zwar
sehr gelehrig, aber auch sehr jähzornig. Als der Musiklehrer Linos ihn zu
Unrecht tadelte, erschlug er ihn in seiner Erregung mit der Leier. Der König
Amphitryon schickte ihn daraufhin auf den Kithairon zu seinen Rinderherden.
Dort wuchs er unter den Hirten zu einem Jüngling heran. Hier vollzog er
auch seine erste Heldentat. Die Herden wurden immer wieder von einem wilden
Löwen angegriffen. Niemand konnte ihn bisher töten. Herakles zögerte nicht, trat
dem Löwen entgegen und erschlug ihn. Eines Tages kam der junge Herakles an
eine Weggabelung. An dem einen Weg stand eine schöne Frau in leuchtenden,
kostbaren Gewändern. Sie war nach höfischer Art geschminkt. An der anderen
Weggabelung stand eine Frau in schlichter und einfacher Kleidung, die bescheiden
zu Boden blickte. Zuerst sprach ihn die wohlhabende Frau an: "Wenn du meinen Weg
folgst, Herakles, so wirst du ein Leben voller Genuss und Wohlstand haben. Weder
Not noch Leid werden dir hier begegnen, sondern nur die Glückseligkeit!" Die
andere Frau entgegnete: "Die Liebe der Götter und seiner Mitmenschen lassen sich
nicht ohne Mühe und Anstrengung erreichen. Leid wird dir auf dem Weg der Tugend
widerfahren, doch der Lohn wird die Achtung, Verehrung und Liebe der Menschen
sein. Nur du kannst entscheiden, welcher Weg der deinige sein soll." Herakles
entschloss sich, dem Pfad der Tugend und Ehrbarkeit zu folgen.
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