Es vergeht Monat um Monat, Jahr um Jahr; der grausame Krieg will kein
Ende nehmen. Zwar erobern die Franken siegreich viele Gebiete, taufen viele
Menschen, die sich aus Angst zum Christentum bekehren lassen. Doch erleiden
sie auch große Verluste und darben unter der heißen südlichen Sonne.
Der König der Spanier ist nicht minder verzweifelt, sieht er doch die
Franken immer weiter vorrücken und den Nachschub an Kriegern und
Versorgungsgütern aus dem Sarazenenlande blockiert. So beruft er seine
Berater ein, einen Ausweg zu ersinnen und es fällt auch einem eine List ein,
den Frankenkönig aus dem Lande zu bekommen. Es sollen reiche Geschenke
gemacht werden, Kapitulation und Bekehrungswilligkeit vorgetäuscht werden,
Geiseln gestellt. So werde der Kaiser der Franken sicher in sein Land
zurückkehren, nur eine kleine Besatzungsmacht zurücklassend, und sein Heer
entlassen. Durchschaut er die List endlich, dauert es eine Zeit, bis er sein
Heer neu gesammelt hat; bis dahin wird sicherlich Hilfe eingetroffen sein.
So bricht denn eine Sarazenische Delegation auf, den Frankenkönig zu
treffen und ihm das Angebot zu unterbreiten. Und da Roland und viele andere
der Berater grundsätzliche Bedenken betreffs der Ehrlichkeit des Spanischen
Königs haben ist bald klar: die Franken werden das Angebot nicht unbesehen
annehmen, erst soll einer aus ihren Reihen zum Spanischen König geschickt
werden, ihn auf seine Glaubwürdigkeit hin zu überprüfen. Die Wahl des
Kaisers fällt auf Herrn Ganelon…
Dieser begleitet nun die Abordnung der Sarazenen zum spanischen König.
Dieser ist höchlichst erbost, als er den Brief Karl liest: meint er es
ehrlich, soll er als Christ die Hälfte Spaniens zum Lehen erhalten, die
andere soll an Karls Neffen Roland gehen. Ist sein Angebot nicht ehrlich,
soll ganz Spanien zerstört werden.
Ein weiterer Feind für Roland…
Und so wird eine Allianz geschlossen zwischen dem König der Spanier und
dem Botschafter Karls: Ganelon wird sich dafür einsetzen, dass Roland als
Führer der Besatzungsarmee in Spanien zurückbleibt, worauf der König mit
einem unüberwindlichen Heer diese überfallen wird. Roland soll sterben.
Ganelon kehrt also mit froher Botschaft zu Karl zurück: der spanische
König unterwirft sich ihm zu seinen Bedingungen, und da er sich alsbald
hinter Karl her in dessen Pfalz nach Aachen begeben will, um sich taufen zu
lassen, wenden sich auch seine Islamischen Verbündeten von ihm ab.
Der Sieg scheint perfekt, nun gilt es, die Heimfahrt zu organisieren;
eine Nachhut zum Schutz, die hinterher als Besatzungsmacht zurückbleibt,
scheint unerlässlich. Ganelon schlägt Roland vor, da dieser ja einmal die
Hälfte des Reiches als Lehen erhalten soll, müsse ihm doch daran gelegen
sein, alles zu dessen Schutz zu tun?
Da der Vorschlag gut scheint, Roland selbst ihn befürwortet, bleibt dem
Kaiser keine Wahl, als zuzustimmen. Und zehn seiner zwölf Paladine wollen
bei Roland ausharren.
Ganelon hat sowohl von dem Sarazenen als auch von Karl reiche Schätze zur
Belohnung seiner Dienste erhalten.
Und das Fränkische Heer verlässt Spanien; an der Grenze zum Frankenreich
bleibt Roland mit seiner kleinen Schar zurück, vom Kaiser, dem die Sache
doch nicht ganz geheuer, Gottes Schutz anbefohlen. Ihr Lager wollen sie im
Tal von Ronceval aufschlagen, da dieses Männern und Pferden ein Auskommen
bietet und freien Blick nach allen Seiten lässt, sollte doch einmal ein
Feind sich herannahen. Und die Ritter wappnen sich. Roland legt seine
berühmten Waffen an: den undurchdringlichen Helm, das Schwert Durindart, das
sogar Felsblöcke spalten kann, ohne schartig zu werden und dem keine noch so
gute Rüstung, kein noch so starker Schild widerstehen können, und das Horn
Olifant, das meilenweit zu hören ist, dass er aber geschworen hat, nur in
allerhöchster Not zu blasen.