Nordische Mythologie
Die Nibelungen |
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Der Nibelungenschatz

Der Raub von Andwaris Schatz
(Illustration von F. von Stassen, 1914)
Wie die Sage um Gudrun ist auch der Sagenkreis um die
Nibelungen ursprünglich ein alter Nordischer Stoff. Entstanden ist er in
Island, entwickelt sich von einer Erzählung über die Geschicke der Götter
zu einer Erzählung über Menschliches Verhängnis. Später wird daraus
ein Mittelalterliches Epos mit Christlichen Anklängen, das jedoch die
tiefere Tragik und das Verhängnis, dem alle zwangsläufig zum Opfer
fallen werden, nicht verleugnen kann; die Ursprünge der Erzählung, die
in einer heidnischeren, barbarischeren Zeit liegen, schimmern immer wieder
durch.
Diese Nacherzählung nun wird versuchen, den Bogen zu
spannen zwischen den Nordischen Göttern, die die Geschehnisse in Gang
setzen, und der Mittelalterlichen Bearbeitung mit ihren Christlichen Anklängen,
die das Werk nur Umfangreicher und komplexer machen, die Konflikte nur
zahlreicher. Es ist ein weitgespanntes, umfangreiches Werk, das noch zusätzlich
in andere Sagenkreise, wie etwa des Dietrich von Bern, übergreift, jedoch
bis heute trotz seines Umfangs nichts von seiner Faszination verloren hat.
Wo der Nibelungenschatz herkam
Regin, Otur und Fafnir waren drei Zwerge, Söhne von
Hreidmar, einem Bauern und Zauberer.
Einst nun kamen Odin, Loki und Hönir zu Andwaris
Wasserfall, in dem Otur in Ottergestalt Fische fing. Da sie ihn nicht
kannten, tötete Loki ihn mit einem Stein, sie zogen ihm das Fell ab und
brachten es voller Stolz zu Hreidmar, der alsbald mit Grauen seinen toten
Sohn erkannte. Als Wiedergutmachung sollten die Asen den Balg mit Gold füllen
und ihn auch von Außen mit Gold bedecken. Da nun aber die abgezogene Haut
über Magische Kräfte verfügte, konnte sie so weit ausgedehnt werden,
dass keine gewöhnliche Menge Goldes ausreichte. Loki wurde nun
ausgeschickt, das Gold zu beschaffen. Er besorgte sich ein zauberisches
Netz, in dem er den Zwerg Andwari, der in Hechtgestalt in seinem
Wasserfall schwamm, fing, und zwang diesen damit zur Herausgabe seines
immensen Schatzes. Zuletzt war nur ein Ring übrig, der es Andwari ermöglicht
hätte, seinen Schatz zu erneuern, doch Loki bestand auch auf Herausgabe
dieses letzten Stückes von Andwaris Schatz, woraufhin dieser den Ring mit
einem Fluch belegte, der besagte, dass der Besitz des Ringes zweien Brüdern
das Ende bringen und acht Fürsten verderben solle.
Loki brachte nun alles Gold aus dem Zwergenhort zu
Hreidmar, doch als alles aufgebraucht war, blieb noch ein Haar unbedeckt,
so dass Loki auch den Ring abgeben musste. Damit ging der Fluch des Ringes
auf Hreidmar über, dessen verbliebene Söhne alsbald ihren Anteil an dem
Schatz forderten, was ihnen aber verweigert wurde. Fafnir ging daraufhin
soweit, seinen Vater im Schlaf zu ermorden, wurde für diese böse Tat
aber in einen Drachen verwandelt, der fortan den Schatz als seinen
Drachenhort hütete.
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