Keltische Mythologie
Parzival und die Gralssuche |
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Der Kampf um KönigArturs Becher

Zwei Ritter
im Zweikampf miteinander
(Illustration von Alan Lee, 1984)
Der Abend nähert sich schon in Stille, da hört er in
einem Wald plötzlich ein Weinen. Der Stimme folgend, gelangt er an eine
Lichtung, auf der offensichtlich ein Kampf stattgefunden hat; ein
weinendes Mägdelein, in dem er alsbald seine Base Sigune erkennt, hält
den Kopf eines toten Ritters in seinem Schoß, der im Zweikampf von Herzog
Orilus besiegt worden ist. Parzival will sogleich zum Rächer werden, doch
wird ihm dieses mit Hinweis auf seine Jugend und mangelnde Bewaffnung
untersagt. Er reitet also fort und gelangt bald an eine elende Hütte, wo
er um Nachtquartier bittet, was ihm aber verwehrt wird, woraufhin er die
Spange der Herzogin als Bezahlung offeriert. Nun wird er eingelassen, erhält
auch ein Nachtmahl und eine Schlafstelle, doch als er in der Nacht zufällig
erwacht, belauscht er den Plan seiner freundlichen Gastgeber, ihn zu
berauben und vereitelt nun freilich die Tat.
Am nächsten Morgen setzt er unbehelligt seinen Weg
nach Nantes fort. Und so sehr er sich schon an das Angegafftwerden gewöhnt
hat- welch Wunder bei seinem Anblick im Narrengewande auf seinem elendigen
Klepper- verdrießt es ihn dennoch arg.
Endlich ist die Stadt erreicht. Und welch ein Anblick,
als er das Stadttor erreicht und just in dem Moment ein Ritter
herausreitet, in rotem Harnisch, rotem Beingewand rotem Mantel, alles rot
bis hin zu dem prächtigen Hengst! Hart zügelt der Ritter vor Parzival
den Rotfuchs. Er hält einen goldenen Becher in der Hand, den er gerade
eben in einem tollen Streich von des Königs Tafel entwendet habe, wie er
stolz erzählt, Parzival bittend, als sein Bote zum König zu gehen und
kundzutun, dass keine böse Absicht im Spiele gewesen sei, er, der Rote
Ritter sei bereit, eine Zweikampf mit einem der Mannen des Königs um den
Besitz des Goldenen Bechers auszutragen. Auch bittet er auszurichten, dass
er keineswegs eine Beleidigung der Königin beabsichtigt hätte. Er
verspricht Parzival für die Ausführung dieses Auftrages die Erfüllung
eines Wunsches…
Freilich wird der junge Held von den Wachen am Tor erst
einmal abgewiesen, doch kommt ihm ein junger Knappe zu Hilfe: Iwanet, der
Neffe der Königin Guinevere. So gelangt Parzival also endlich zum großen
König Artus und seiner berühmten Tafelrunde! Nun will er nicht länger
warten, er will auch endlich ein Ritter sein!
Er richtet also aus, was ihm der Rote Ritter
aufgetragen, und trägt dann auch noch sein eigenes Anliegen vor. Und da
Artus ihn bescheidet, ein Ritter brauche doch wenigsten Waffen und Rüstung,
aber ablehnt, dem Roten Ritter einfach zu befehlen, die seinigen an
Parzival abzutreten, bleibt nur noch der Weg, einen Ritter im Kampf zu
besiegen, um der Eigentümer seiner Habe zu werden. So beschließt also
Parzival, den Kampf um des Königs Becher aufzunehmen, um für sich Rüstung
und Waffen des Roten Ritters zu erlangen.
Freilich nimmt dieser den ungewöhnlichen Kämpen nicht
ernst, wirft ihn mit dem stumpfen Ende der Lanze mühelos aus dem Sattel.
Doch nun ist Parzival erbost, ohne weiteres Besinnen wirft er seinen Speer
und trifft so unglücklich, dass der Ritter tot aus dem Sattel sinkt. Nun
ist sein Wunsch erfüllt, Ross und Rüstung des Toten gehören rechtmäßig
ihm. Doch warum fühlt sich alles auf einmal so falsch an?
Iwanet hilft nun, die Rüstung umzuschnallen, doch es
wird ein merkwürdiges Unterfangen, da Parzival sich weigert, die von
seiner Mutter geschneiderten Kleider abzulegen. So bittet er denn Iwanet,
den Becher zum König zurückzubringen und reitet mit dem Narrengewand
unter der edlen Rüstung auf seinem feurigen Hengst in die Welt hinaus…
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